Donnerstag, 8. November 2012

"Ihr könnt ja gar nicht mehr spielen!"

Solche genervten Ausrufe kamen des öfteren von meiner Oma.

Ist denn der demographische Wandel und die wachsende Infrastruktur Schuld der Kinder? Was können bzw. konnten wir denn dafür, dass zum einen in der Nachbarschaft nicht zig Kinder herumliefen, die man durch Pfeifzeichen auf die Straße holen konnte, um dort mit einem Ball oder Reifen oder was-weiß-ich noch spielen zu können? Können denn wir - damals - Kleinsten etwas dafür, wenn man Einzelkind ist und in einem Einfamilienhaus aufwächst, ohne gleich den Freundeskreis im Hof zu haben? Wenn dieses Einfamilienhaus an einer stark befahrenen Ausfallstraße liegt, sodass das Spielen außerhalb des hauseigenen Gartens ziemlich gefährlich war, die Gefahr, unter die Räder zu kommen, nicht zu verachten? Ich denke nicht.

Wie also sollte man in großen Gruppen Massenspiele spielen können, wie es in den 1920ern noch üblich war und man nicht zufällig in einer eher ländlichen Gegend oder in einer Wohngegend mit Mietshäusern wohnte?

Und was heißt überhaupt, wir konnten nicht spielen? Die meisten Spiele fanden zwar nur zu zweit statt, aber unter mangelnder Phantasie litten wir selten. Auch war wenig Material nötig, um Spaß zu haben.

Bei einer Freundin im Vorgarten (das Haus hatte die Haustür im ersten Stock, sodass eine hohe Treppe hinaufführte und der Plattenweg zu der Treppe war auch lang) genügte ein Ball, um stundenlang zu zweit komplizierte Fangspiele zu spielen.
Im Gegenzug dazu gab es bei uns zwar keine Treppe, die man hätte nutzen können, dafür aber stand im Garten eine Rutsche, die Auffahrt zum Carport war lang und der Garten an sich auch groß, sodass wir mit Hilfe der Rutsche und eines Hula-Hoop-Reifens ein ähnliches Spiel entwickelten.

Sehr beliebt in Schulpausen waren - und hier kamen dann auch die Gruppenspiele zutage - Hinkebock in der Grundschule (dies auch gern allein mit Freunden - wenn keine Hüpfkästchen aufgemalt waren, hat man schnell mit einer Tonscherbe oder einem Stück Kreide alles aufgemalt); später dann Gummitwist oder Eierhüpfen. Mehr als ein entsprechendes Hüpfgummi oder ein Tennisball und eine Wand waren nicht nötig.

Und dann gab es auch noch die Rollenspiele. Dafür benötigten wir gar nichts weiter. Entweder es fand im Garten statt (dann war ein Baum eben mal eine Höhle) oder im Haus (bei uns im Eingangsbereich), und Spaß hat es immer gemacht.

Nur weil sich die Spiele gewandelt haben, kann man doch nicht sagen, dass wir nicht gespielt haben, oder? Reifen schlagen oder mit Kreiseln spielen mag für die Generation meiner Oma Spaß genug gewesen sein, aber wir waren eine andere Generation, genau wie die jetzigen Kinder eine ganz andere Generation sind als wir. Ob und wie sie noch selbstständig spielen, weiß ich nicht, da ich keine Kinder habe, aber Phantasie wird es in jeder Generation geben, und mit Sicherheit gibt es auch jetzt noch genug Kinder, die auch ohne großen technischen Schnickschnack spielen können, so wie wir damals. Nicht nur, aber auch.

Montag, 5. November 2012

"Mit Essen spielt man nicht!"

Oder doch?

Lakritzschnecken habe ich nie im Stück gegessen. Da war der Lakritzgeschmack viel zu extrem. Viel mehr Spaß hat es gemacht, die Schnecken abzurollen und entweder die doppelten Bänder in kurzen Etappen zu naschen, oder -  noch besser! - die Schnecke komplett abzurollen und dann das Endergebnis an der perforierten Stelle noch einmal in zwei längliche, dünne Bänder zu teilen. Die Herausforderung war dann natürlich, dass die Lakritzbänder nicht rissen.
Wer hat mir das beigebracht? Ich weiß es nicht mehr, will meinen Eltern so etwas aber nicht unterstellen.

Im Gegensatz dazu kann, darf und muss ich sogar meiner Mutter unterstellen, dass sie, die "mit Essen spielen" immer unmöglich fand, mir den Salmistern nahegebracht hat.
Jawohl, erst wurde der Handrücken angeleckt, damit da ordentlich viel Spucke drauf ist, und dann wurden die rautenförmiten Salmis in Sternenform aneinandergelegt und nach und nach vom Handrücken mit den Zähnen oder der Zunge wieder weggenascht.

Ansonsten haben wir natürlich auch viel mit Ahoj!-Brausepulver genascht und gespielt. Die Explosion im Mund, wenn man eine ganze Tüte in sich hineingekippt hat - irgendwie eklig, aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Oder die hübsch bunten Finger, wenn man immer nur ein wenig zur Zeit aus der Tüte geholt hat!

Ob mir das Zeug heute noch schmecken würde? Ich glaube nicht...

Sonntag, 28. Oktober 2012

"Ach, so wachsen Gurken also!"

Eine typische Großstadtfamilie im Urlaub auf dem Land. In dem Ort, wo wir im besagten Jahr waren, waren wir schon zweimal zuvor, kannten uns also aus und wollten das Bekannte genießen, quasi in unsere "zweite Heimat" fahren. Neu war in jenem Jahr eine Gemüseplantage, auf der ziemlich hohe Pflanzen wuchsen, an denen Gurken hingen. Allerdings sahen sie komisch aus, sehr ungewohnt.

Unsere erste Reaktion als jemand, der nie selbst Gemüse angebaut hat: "Ach, so wachsen Gurken also!" Allerdings kamen mir diese Gurken irgendwie komisch vor. Ich kannte nur die normalen Salatgurken, Gewürzgurken und die Senfgurken aus dem Faß (gab es bei uns auf dem Wochenmarkt an einem Fischstand, warum auch immer!).

In diesem Jahr bekamen wir Besuch von Freunden, die grundsätzlich weiter reisten und wesentlich mehr in der Welt herumgekommen sind als wir zu dem Zeitpunkt. Als die das Gurkenfeld sahen, waren sie von unserer Unwissenheit überrascht, denn was dort wuchs, waren keine Gurken sondern Zucchini!
Peinlich, aber wir hatten halt noch nie vorher welche gesehen - und meine ersten probiert hatte ich, glaube ich, auch erst so ungefähr fünf Jahre später.

Samstag, 27. Oktober 2012

Politik, nein Danke - historische Ereignisse, ja schon

Auch wenn dies ein unpolitischer Blog ist bzw. sein soll, so komme ich doch nicht um einige Sachen herum. Politik im herkömmlichen Sinn wie "Politiker XY hat dieses oder jenes getan, und das finde ich gut/schlecht" wird es nicht geben. Allerdings bin ich in einer politisch/geschichtlich interessanten Zeit groß geworden, sodass das auch noch ein paar Einträge verdient.

Und damit wären wir ganz klar bei der deutschen Teilung un der Wiedervereinigung. Weniger die politischen Hintergründe sondern mein alltäglicher Umgang als Kind bzw. junger Teenager mit einem Land, das zu der Zeit noch zwei Länder war.

Für die Jüngeren ist das heute nicht mehr nachvollziehbar, dass Reisen von z. B. München nach Erfurt nur mit großen Auflagen möglich war, in die umgekehrte Richtung aber gar nicht. Und auch der Transit von z. B. Hannover nach West-Berlin war nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. 
Die große Ausnahme zu meiner Kinderzeit für Reisen von Ost nach West waren die Rentner, und deren Auflagen waren noch komplizierter als die für Reisen von West nach Ost.

Gleich vorab, bevor ich irgendwann einzelne Posts zu dem Thema erstelle, weise ich vorsichtshalber noch einmal darauf hin, dass dies der Bericht eines "Wessi" ist, der aber mehr Kontakt zur anderen Hälfte Deutschlands hatte als die meisten meiner Generation. Oder zumindest fühlte es sich für mich so an. Die Ignoranz einiger meiner Mitschüler nach der Wiedervereinigung war unglaublich. Aber auch dazu später mehr.

Wichtig ist hier nur, dass ich nicht von mir behaupte, immer alles politisch korrekt zu schreiben sondern eher so, wie wir damals geredet und gefühlt haben. Sicher, ich bemühe mich um eine gewisse Neutralität, aber man kann vermutlich niemandem eine vollständige Neutralität in dieser Sache zusprechen, da die Positionen, egal, in welchem Teil Deutschlands man gelebt hat und aufgewachsen ist, eine eigene Meinung zu dem Thema hat.

Kleine Buchempfehlung für jeden (es sind alles Jugendbücher), der sich mit dem unterschiedlichen Leben in beiden Teilen Deutschlands näher auseinandersetzen will:

Isolde Heyne:
"Und keiner hat mich gefragt"
"Treffpunkt Weltzeituhr"

Franziska Groszer:
"Rotz und Wasser"
"Kaos mit Katze"

Für mich als unbedarftes "Wessi"-Kind wurde in den jeweils ersten Büchern sehr ausführlich und anschaulich über den Alltag in der DDR geschrieben. Für mich waren die Bücher nicht negativ eingefärbt, aber vielleicht sehen das andere, die in der DDR aufgewachen sind, anders. Gern würde ich dazu ernsthafte Kommentare haben zum Gedankenaustausch.
Im zweiten Teil - aber nun ja, lest einfach selbst.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Kuddel ist blöd

Welch ein Name! Aber was passiert, wenn man ein neues Lieblingsgericht mit einem französischen Namen hat, selbst aber noch ein Kind ist ohne jegliche Fremdsprachenerfahrung? Man baut sich seinen eigenen Namen. Gut, gemeinsam mit meinen Eltern, die außer ein wenig Grundkenntnissen in Englisch auch nicht wirlklich fremdsprachlich bewandert waren.

Zugegeben, "unser" Name für unser damals neue Lieblingsessen (muss 1983 oder 1985 gewesen sein, ich weiß noch genau, wo wir saßen, als wir das das erste Mal bestellt hatten; sonst hatte ich, wenn wir dort waren, einen der Kinderteller und meine Eltern Chateau Briand*), ist nicht wirklich eine perfekte lautmalerische Umschreibung des französischen Namens, hat aber gewisse Ähnlichkeiten in der Phonetik der Vokale. Und es ist eine perfekte Beschreibung, damit wir wussten, was dieses Essen beinhaltete.

Wieso?

Mein Großvater, ein wirklich lieber Mensch, hatte eine Angewohnheit, die es manchmal ein wenig schwierig machte, für ihn zu kochen, vor allem, wenn es um neue Rezepte ging. Solange er seine Hausmannskost bekam (eine große Scheibe Fleisch, einen Haufen Kartoffeln und etwas Gemüse dazu), war er glücklich. Aufläufe, die ja im Prinzip auch nur Gemüse, Fleisch und Kartoffeln beinhalteten, aß er nicht, weil das ja ein "widerliches Gemansche" war. Aha. Aber im Magen kommt doch eh' alles zusammen?
Dafür war er wenig anspruchsvoll, was seine Hausmannskost betraf. Er aß eigentlich jedes Fleisch und jedes Gemüse. Nur halt durfte nichts von beidem fehlen. Sonst war es kein Essen für ihn.

Ein weitere Ekelfaktor für ihn - und damit komme ich wieder zurück auf den Titel - war warmer Käse. Also ein zweiter Grund für ihn, keine Aufläufe zu mögen, aber das nur am Rande. Denn warmer Käse war ja gerade das Besondere an "Kuddel ist blöd". Käse, der im Fleisch mit gebraten wurde, der, sobald man etwas vom Fleisch abschnitt, an der Gabel hängenblieb. Der lang und dünn gezogen wurde. Lecker. Das Beste vom Ganzen.

Die Gemüsebeilage dazu war saisonal, und uninteressant. Solange wie ich meinen ziehigen Käse bekommen konnte! **)


~~~
*) Rechtschreibung ohne Garantie, phonetisch klingt es aber nach dem, was es war
**) Erraten? Es geht um Cordon Bleu

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Große Bälle, kleine Bälle - hüpfen sollt ihr so oder so

Eine der vielen Spiel- und Sportsachen, die ich als Kind bei anderen gesehen und sie darum beneidet habe, waren die Hüpfbälle. Wenn ich sehe, in wievielen Farben und mit welchen Motiven es die Dinger heutzutage gibt, schüttel ich nur fassungslos den Kopf. Es war gar nicht so einfach, ein "Original von damals" zu finden.

Orangefarben, groß, zum Draufsitzen und mit zwei "Ohren" obenauf zum Festhalten. Wie gern wäre ich bei uns im Haus hin- und hergetobt damit! Doch das war einer dieser Wünsche, die mir nie erfüllt werden sollten. Zu wenig Platz, zu viel Unruhe, was weiß ich. Das mit dem Platz kann ich jetzt, ca. drei Jahrzehnte später, sogar recht gut nachvollziehen. Sicher, wir hatten ein Haus mit einer einigermaßen respektablen Grundfläche, aber da meine Großeltern mit drinwohnten und wir dadurch nur die Hälfte offiziell hatten und die Gänge und Flure aufgrund nach dem Wiederaufbau ziemlich beengt waren, wäre es wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ich mich an den spitzen Ecken unserer Schuhschränke gestoßen hätte. Oder bis ich mit voller Kraft in die Wackelwand zum kleinen Badezimmer gedonnert wäre. Oder bis irgendein anderen Malheur passiert wäre.

Von daher: Danke liebe Eltern, dass ihr mir den Schmerz und euch das Geschrei erspart habt.

Aber: einige Jahre später kamen andere Hüpfbälle auf. Bälle für draußen (oder die Sporthalle), die nicht nur die Kondition sondern auch das Gleichgewicht schulten. Dies waren zwei kleinere halbe (etwas mehr als halbe) Bälle, und dazwischen eine Art Plattform zum Draufstehen und damit Loshüpfen. So einen hatte ich. In diesem Fall war das auch kein Problem: Ich habe den von meiner Großmutter geschenkt bekommen, als ich mal bei ihr übernachtet habe, und da Spiel- und Sportgeräte für draußen immer einfacher bei einem großen Garten sind, war es ein "gemachtes Ding", dass ich das bekam. Inzwischen weiß ich sogar, dass die Teile auch Moonhopper genannt werden. Der einzige Unterschied zu meinem: Bei meinem war die Plattform grün. Aber genau meine Farbkonstellation habe ich leider nicht finden können.

Ob ich heute noch drauf hüpfen könnte? Vielleicht. Nach ein wenig Anlaufschwierigkeiten. Vor allem beim Aufsteigen. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich in tiefster Konzentration die Zehen immer zusammengerollt habe in meinen Schuhen. Ob mir das zu einem festeren Stand verholfen hat? Ich zweifel dran, kann aber nichts mehr an damals ändern.

Sonntag, 21. Oktober 2012

Das Kind braucht einen Ausgleich!

"Das Kind braucht einen Ausgleich!"

Wer hat diesen Satz nicht schon einmal gehört? Vielleicht nicht unbedingt als betroffenes Kind sondern später im Leben, wenn es in einer Unterhaltung um ein hyperaktives Kind ging.

Ja, "Ausgleich" klingt gut, aber manchmal kann Sport auch definitiv mehr sein. Therapie. Wie in meinem Fall. Aufgrund einer schweren Erkrankung als Baby blieben motorische Störungen zurück, sodass erstmal meine Grobmotorik trainiert werden musste. Zu Grundschulzeiten war noch ein Rest meiner Feinmotorik gestört, sodass auch dort nachgeholfen werden musste.

Unabhängig davon habe ich mich mehr oder weniger in diversen Sportarten ausprobiert, auf die ich in späteren Posts auch noch näher eingehen werde.

  • Babyschwimmen
  • Babyturnen
  • regulärer Schwimmunterricht bis zur Vor-Leistungsgruppe
  • Kinderturnen (inklusive Probestunde beim regulären Geräteturnen)
  • Reiten (eigentlich nicht wirklich als Sport)
  • Judo
  • Tanzen
  • Eiskunstlauf
Eines schon mal vorab: Sämtliche Ballsportarten waren für mich eine Katastrophe, weil ich Probleme mit der Optik hatte, Flugrichtungen der Bälle konnte ich nicht einschätzen usw. Was folgt daraus? Zu Schulzeiten fühlte ich mich (auch in Sport) unfähig und minderwertig. Und dass ich in einer Kindertanzgruppe war, hat mich auch nicht wirklich interessant gemacht, weil ich quasi gegen den Strom schwamm, indem ich etwas derart "Uncooles" als Hobby hatte.

Trotzdem: Ein Fazit habe ich aus allem ziehen können. Wohl fühle ich mich am liebsten, wenn es um Bewegung zur Musik geht. Sei es klassischer Paartanz (allerdings lieber Latein als Standard), sei es Clogging, sei es Linedance oder gar Eiskunstlauf zu gewissen Zeiten.

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Tippen wie die Weltmeister

Jaaaaa... Unsere Schule bot einen Schreibmaschinenkurs an, als ich 12 war. Meine Mutter hat mich hingeschickt.

Sicher, es hat mir einiges gebracht (vor allem kann ich heute kaum begreifen, wie man nicht einfach blind tippen kann, gerade wenn man viele Jahre seines Berufslebens im Büro verbracht hat), und der Beginn war spannend. Bevor wir nämlich anfingen zu tippen, mussten wir auswändig lernen, welcher Buchstaben auf welcher Taste mit welchem Finger zu bedienen ist.

Dafür bekamen wir ein Lehrbuch, in dem pro Zeile ein Buchstabe stand, die Positionen, die man gerade lernen sollte, in den nächsten Spalen, und man musste dann in der richtigen Spalte sein Kreuzchen setzen. Das wurde so lange abgefragt, bis man es (zumindest halbwegs) im Schlaf konnte.

Schlimm wurde es erst, als die Sonderzeichen kamen. Warum? Meine Eltern hatten eine alte mechanische Maschine mit einer veralteten DIN-Normung zu Hause, auf der ich regelmäßig meine Hausaufgaben tippen musste, in der Schule hatten wir aber moderne elektrische Geräte mit der neuen Normung. Einige der alten Zeichen kann ich heute noch im Schlaf und muss am PC überlegen.... Die Macht der Gewohnheit halt.

Schlimm wurde es, als es zum Schnellschreiben ging. Daran bin ich kläglich gescheitert, und meine Maschine zu Hause hat nicht wirklich dabei geholfen. Die Buchstabenreihen waren so weit auseinander, dass meine kleinen, zarten Finger (ja, das waren sie wirklich mal!) immer wieder zwischen die Tasten gerutscht sind. Meine kleinen Finger konnten die entsprechenden Buchstaben auch kaum treffen. Das heißt: Treffen konnten sie sie schon, aber die Kraft, die ich benötigte, um einen Buchstaben auf der richtigen Höhe auf dem Blatt zu platzieren, fehlte.

Ja, und wie habe ich anfgangen, nicht mehr im Adler-such- und Geier-Sturzflug-System auf unserer Hammer-Maschine herumzuhacken? Mit Musik. Kurioserweise, obwohl das Lied eigentlich gar nicht wirklich schnell ist, hat "One Night in Bangkok" meine Tippgeschwindigkeit anfangs enorm gesteigert. Ich kann bis heute dieses Lied nicht mehr hören, ohne mir ein Grinsen zu gönnen und an jene verzweifelten Momente zu denken, wo mich dieser Schreibmaschinenkurs an den Rand des Wahnsinns getrieben hat.
Meine Eltern vermutlich auch, weil die Maschine zu allem Überfluss auch noch extrem laut war!

Dienstag, 16. Oktober 2012

Türkischer Tee vs. Modegetränk

Da saß ich mit Hattrick nach einem Fußballspiel beim Essen, um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen, und zum Nachtisch nach einem reichhaltigen Essen gab es als Nachtisch für jede von uns ein Glas türkischen Tee.

Einmal Apfel, einmal Orange. Lecker. Aber nicht der Hauptgrund, dass ich ein Erlebnis von 2007 hier erwähne. Der Tee wirkte dickflüssiger als unser. Und war quietschebunt.

"Das sieht ja aus Quench!" war mein begeisterter Quietscher in dem Moment, als ich die leuchtend-orange Farbe sah.
Hattrick stimmte mir zu.

Ich war schon erstaunt, dass sie das auch noch kannte, weil es irgendwie in meine Kindheit gehörte, ich aber nicht mehr zuordnen kann, wann das war. Vermutlich bringe ich die Zeiten durcheinander.

Quench. Dass es diesen Kram überhaupt bei uns gab, war schon erstaunlich, denn eigentlich legten meine Eltern Wert auf gute Ernährung. Aber manchmal gab es eben doch Höhepunkte. So auch im Sommer, wenn meine Mutter diese große Dose Quench (ich glaube, wir hatten immer nur das "Orangensaft"-Pulver) öffnete und eine ganze Kanne mit dem Zeugs vorbereitete, wenn Besuch da war und wir die ganze Zeit im Garten getobt hatten.

Irgendwie hat es damals schon künstlich geschmeckt, trotzdem mochten wir Kinder das. Gern würde ich heute noch einmal davon probieren, einfach nur, um zu wissen, ob es heute immer noch so lecker ist. Sollte irgendwer irgendwo einmal die Renaissance von Quench entdecken, möge er (oder sie) mir bitte Becheid geben. Danke!


Als "Recyceltes" noch wiederverwertet wurde

Nein, keine Sorge, es geht in diesem Fall einmal nicht um die Art, sich auf Englisch ausdrücken zu müssen, um wirklich "in" zu sein, sondern um ein paar Erinnerungen, die kürzlich hochgekommen sind.

  • Sperrmüll
    In jedem Haushalt wurde sperriges gesammelt, das nicht in den normalen Hausmüll ging, um an bestimmten Terminen, die von der städtischen Müllabfuhr im Vorraus festgelegt worden waren, vom Straßenrand abgeholt zu werden. Kostenlos. Regelmäßig. Ich glaube, viermal im Jahr. Jedesmal war es faszinierend zu sehen, was mein Großvater benutzte, um den Keller zu entrümplen (Holzlatten, zum Teil lackiert; Möbelstücke; sogar mein Kinderrad wanderte auf den Wagen*), und was die Nachbarn am Straßenrand aufbauten.
    Doch  nicht nur mich als Kind hat das fasziniert, es kamen auch andere, arme Leute, auf der Suche nach etwas brauchbarem. Die frühmorgens ordentlich zusammengestellten Sachen waren zu dem Zeitpunkt, wenn der Sperrmüllwagen kam, schon reichlich durcheinandergewühlt und verursachten Chaos auf dem Fußweg.
    Vermutlich war auch dies einer der Gründe, warum der Sperrmüll als fester Termin und frei Haus irgendwann abgeschafft wurde.
    Was haben wir statt dessen? Sperrmüll auf Abruf und gegen Entgelt. Wenigstens bleiben die Straßen sauber.

  • Glas
    Glascontainer gab es nicht. Oder zumindest waren sie mir  nicht bekannt. Getränke wurden im Getränkemarkt kistenweise gekauft, und wenn die Kiste verbraucht war, fuhr man wieder hin, um die alte gegen die neue Kiste auszutauschen. Glasflaschen waren weiß und fassten 0,75 l. Das war die Norm.
    Die ersten Plastikflaschen wirkten falsch. Sie waren so groß und so leicht.
    Wenn einmal anderes als Wasser, Brause oder Cola gekauft wurde (also in der Regel alkoholisches, wovon wir immer nur wenig im Haus hatten), wo wurde vor den Glascontainern dieses entsorgt?
    Mein Verdacht sagt: im Hausmüll. Leider kann ich mich hieran nicht erinnern.

  • Altpapier
    Ebensowenig wie Glascontainer kannten wir große Papiercontainer, wohin Zeitungen gebracht werden konnten. Wir benötigten sie aber auch nicht, da Altpapier ähnlich wie der Sperrmüll regelmäßig von der Stadtreinigung abgeholt wurden. Und ähnlich wie beim Sperrmüll bildete sich auf unserer Wohnstraße ein interessantes Bild an gestapelten und zu Paketen geschnürten Zeitungen.
    Besonders faszinierend fand ich, dass mein Großvater kein Paketband oder ähnliches dafür verwendet hatte sondern die aufgebrauchten Feinstrumpfhosen meiner Großmutter.

~~~
*) Nur zur Beruhigung: Mein Fahrrad erlitt kein grausames Müllhalden- oder Zerstörungsschicksal. Da es sehr gut erhalten war, wurde es auf dem Wagen gesondert verstaut, sodass es für einen guten Zweck gespendet wurde.

Sonntag, 14. Oktober 2012

Blanke Nerven und bunter Lärm

Der Titel klingt komisch? Ist aber so. Eines meiner Lieblingsspielzeuge war hervorragend geeignet, andere Leute (ganz speziell meine Eltern) in den Wahnsinn zu treiben. Dass ich dieses Spielzeug überhaupt hatte, lag mit Sicherheit nicht daran, dass "alle" es hatten, sondern wer es hatte. In diesem Fall eine Bekannte, die meine Eltern sehr schätzten, weil sie ein, "liebes, nettes Mädchen" war und sie ihre Eltern auch mochten.

Wie wild habe ich mich auf dieses Spiel gestürzt, auch wenn ich aufgrund des bei uns zu Hause herrschenden Platzmangels nur die Miniaturausgabe hatte. Wie von so vielen anderen Spielen auch.

Aber meinen Senso habe ich heiß und innig geliebt.

Ob man den heute noch spielen könnte? Ich glaube nicht, dass es noch die benötigten Block-Batterien gibt. Oder?

Online kann man Senso (oder Simon, wie es auf englisch heißt) jedenfalls  hier spielen. Viel Spaß!   

Sammeln für den guten Zweck

Sammelhefte hatte ich nie.
Was gab es damals auch schon? Panini. Und als Kind war ich alles ander als ein Fußballfan. Zudem, selbst wenn, hätte ich nicht genug Taschengeld gehabt, um mir regelmäßig Tüten zu kaufen und mein Geld für ein Album auszugeben, das ich höchstwahrscheinlich sowieso nicht voll bekommen würde. Oder ich war zu geizig, mein Geld für so etwas auszugeben.

Das einzige Album, das mich wirklich interessiert hat, war das von Casey Brown. Sie hatte ein ganz anderes, eines, das den Erlös der Bilder für die eigene gute Sache ausgab. Zu sammeln waren Tierbilder. Von Wildtieren. Warum gerade solche Motive? Weil das Heft vom WWF war.

Ein besonderes Highlight war, dass es neben den regulären Bildern auch noch kleine Panda-Aufkleber zum Sammeln gab. Einen pro Tüte, wenn ich mich richtig erinnere. Man musste eine bestimmte Anzahl von Aufklebern haben, um die gesammelten Aufkleber gegen WWF-Poster eintauschen zu können.

Wie gesagt: Das fand ich einen lohnenswerten Sammelauftrag. Aber für mich zu teuer.

Wie gut nur, dass der Kiosk neben unserer Schule diese Sammelheftchen hatte.


(All die anderen Sammelhefte, die später aufkamen mit Themen, die mich gar nicht mehr berührten, weil ich aus dem Alter herausgewachsen war, hinterließen bei mir eine große Verblüffung.)

Zugegeben, Jahre später, als ich längst erwachsen war, hatte ich mein eigenes Sammelalbum zu einem ganz anderen Thema. Doch davon zu einem anderen Zeitpunkt mehr.

Montag, 8. Oktober 2012

Als Werte wie Wertbeständigkeit noch Wert hatten

Oder wie war das doch gleich mit den teuren Anschaffungen?

Wenn man mal von den Autos absieht, gab es doch auch die eine oder andere Anschaffung, die man sich einmal leistete und die einem dann treue Dienste über viele Jahre hinweig leistete, bei der älteren Generation sogar über Jahrzehnte.

Da dies in einzelnen Blogs genauer beleuchtet werden soll, hier nur ein paar kurze Ausblicke, um welche Themen es mir dabei geht:

  • Telefon
    von Wählscheibe über Tasten und "technischem Schnickschnack" wie ein separater Anrufbeantworter mit Kassette bis hin zu modernen Schnurlosgeräten
    Unterabteilung Handy: vom Knochen Ende der 1990er bis zu den Computern der aktuellen Generationen ("Telefonieren kann man damit übrigens immer noch")

  • Fernseher
    von Schwarzweißgeräten mit Programmknöpfen am Gehäuse über Fernbedienungen und erste "TV-Computer" (Videotext!) bis hin zu modernen Alleskönnern

  • Musik
    Die Musiktruhen mit großen Elfenbeinknöpfen und "Netzlautsprechern" sowie anderen interessanten Details über die ersten Stereoanlagen mit diversen Errungenschaften bis hin zu - der heutigen Vielfalt.

  • Computer
    C64, Atari, Commodore, die ersten PCs (wer war noch alles stolz auf einen "unschlagbaren 486er"?), einfarbige Displays (grün auf schwarz oder orange auf schwarz, natürlich in DOS), die ersten Apple MacIntosh... Und heute?  

Aber das weiß jeder am besten selbst, die Frage muss jeder für sich beantworten. Will ich wirklich jeden Wandel mitmachen? Was ist notwendig? Was mache ich mit, weil es mir gefällt, auch wenn ich es nicht wirklich brauche? Wo setze ich meine Grenze?

Wenn ich so könnte, wie ich wollte, hätte ich mit Sicherheit mehr technischen Schnickschnack, und ich merke allmählich, dass ich in die Richtung meiner Eltern und Großeltern verfalle. Aber will ich das wirklich? Will ich wirklich irgendwann völlig ignorant dastehen und vor der Technik womöglich Angst bekommen?
Ich weiß, dass ich auf dem Laufenden bleiben muss, weil ich sonst überrollt werde. Aber wo hört da informiert sein wollen auf, wo beginnt der Zwang? Ich weiß es nicht. Ich grübel noch.

Freitag, 5. Oktober 2012

Blauer Dunst hoch 2 - Sollten Frauen rauchen?

Nein, dies ist kein Plädoyer einer militanten Nichtraucherin für den Erhalt der sauberen Luft oder ähnliches. Dies ist nur eine kleine Gegenüberstellung von früher und heute. Und ein paar kindliche Gedanken.

Der Nichtraucherschutz greift immer weiter um sich. Arbeitsplätze, Restaurants, Bahnhöfe, Reisebusse, Züge, Kneipen. Alles wird immer mehr zur Nichtraucherzone.

Und alles war früher eine Raucherzone. Manche (wie z.B. Züge) hatten separate Raucher- und Nichtraucherabteile. Andere, wie zum Beispiel Reisebusse, waren gänzlich rauchbehaftet, bis irgendwann die Raucher nach hinten verbannt wurden und die Nichtraucher vorn saßen. So wurde auch unsere Familie auf einer der Busreisen auseinandergerissen.

Aber während das alles noch ging, war das wirklich Schlimme für mich als Kind der Rauch im Auto.

War es das wirklich? Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich weiß nur noch, dass eine Klassenkameradin hinterher, als sie mal bei uns mitgefahren ist, über meinen Vater geschimpft hat, weil er ständig rauchen musste. Für mich war das normal.

Mein Vater hat geraucht, seit ich denken kann. Ebenso meine beiden Großväter. Meine Mutter und meine Großmütter waren Nichtraucher. Rauchen war für mich etwas rein männliches. Frauen rauchten einfach nicht in meiner kleinen, kindlichen Welt.

Umso erschreckender war dann irgendwann die Erkenntnis, dass meine Patentante und ihre Schwester sehr wohl rauchten. "Eine Frau raucht doch nicht!" war in dem Moment mein entsetzter Gedanke.

Eine Frau raucht doch nicht? Inzwischen, mehr als drei Jahrzehnte nach diesen kindlichen Gedankengängen, kann ich darüber nur lachen. Wirklich nicht? Ich kenne genug Raucherinnen, und ich kann nicht sagen, dass ich sie deswegen nicht mögen würde. Es ist halt eine Facette.

Solange sie mich nicht zwingen, mit in die Raucherräume zu gehen, ist alles gut. Sollen sie rauchen, ich mag es nicht.

Notenlesen - wie früh geht das?

Sehr früh, soviel steht schon mal fest. Notenlesen inklusive die notwendigen Buchstaben und Zahlen von 1 bis 5 kann man bereits im Kindergarten anbringen. Zumindest bei kindgerechten Notenheften. Riesiggroß mit nur zwei Notenzeilen pro DIN-A-4-Seite quer.

Doch bevor es zum individuellen Notenlesen und Instrumentspielen ging, wurden wir sensibilisiert mit den sogenannten Orff'schen Instrumenten. Rasseln (speziell Maracas), Triangel, Castagnetten, Tamburin usw. waren die ersten "musikalischen Entdeckungen". Xylophon (Glockenspiel) kam später hinzu. Dann der Höhepunkt meiner Kindergartenzeit: Die Melodica. Hierfür wurden uns dann auch die Noten beigebracht.

Ob es mir leicht oder schwer fiel am Anfang, weiß ich nicht mehr, Spaß gemacht hat es.

Auch wenn ich nie Klavier spielen lernte, auf einer dem Klavier angelegten Tastatur habe ich schon im zarten Alter von 4 oder 5 Jahren herumexperimentiert. Wenn auch nie sonderlich erfolgreich.

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Die bunte Ungeduld

Ja, auch bei uns gab es einen, und wirklich beigehen durfte ich nicht. Er war eher Deko als Spielzeug. Und als Deko hatte er "gut" auszusehen, das heißt ordentlich. Nicht wild gemustert.

Es gab ihn in verschiedenen Größen, und wir hatten einen kleinen, der unter einer durchsichtigen Plastikhaube im Regal stand. Als Deko eben.

Gern hätte ich meinen eigenen gehabt. Den hätte ich verdreht. Und nicht wieder so hindrehen können, dass jede Seite einfarbig war.

Der Zauberwürfel. Das Modespielzeug der beginnenden 1980ern.

Irgendwann hatten wir es doch versucht. Mehr als eine Seite hatten wir nicht wieder einfarbig bekommen. Der einzige, der die Geduld und das Geschick für solche Übungen hatte, war mein Vater. *

Vermutlich war es gut, dass ich mich nicht am Zauberwürfel austoben durfte, wie ich wollte. Ich wäre hoffnungslos daran verzweifelt, ungeduldig und hektisch wie ich damals war. (ich bin es immer noch, aber ich habe mich gebessert. Wesentlich sogar.)


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* siehe auch die damals beliebten "Schlüssel"spiele - wie man sie heute wieder auf Weihnachtsmärkten finden kann

Grün, stachelig ... und geplatzte Mundwinkel

Das neue Obst in Deutschland ab 1980. Eine Südfrucht. Eigroß. Grün. Stachelig. Fühlt sich eklig an.

Wie isst man das?

Wenn es nicht die Werbung für eine Einzelhandelskette mit dem unvergessenen Rudi Carrel gegeben hätte, wären mit Sicherheit etliche deutsche Hausfrauen an dieser neuen Delikatte gescheitert. Doch er plietsche* Holländer zeigte eine Anleitung im Fernsehen:

Erst wird das gute Stück mit dem Messer halbiert, dann das grüne Fruchtfleisch ausgelöffelt.

Gesagt, getan. Auch bei uns gab es dieses "neue Teufelszeug", das vermutlich sowieso "niemand braucht". Ohne Anleitung hätte meine Mutter damals wohl vermutlich die Finger davon gelassen.

Es schmeckte ungewohnt, aber lecker. Sehr lecker.

Leider hatte diese Delikatesse einen großen Nachteil: Wenn ich mehr als zweimal die Woche eine gegessen hatte, waren meine Mundwinkel von der Fruchtsäure aufgeprungen, knallrot und schmerzten höllisch. Zumindest für das Empfinden eines kleinen Kindes.

Lange Zeit für mich ein Grund, meine heißgeliebten Kiwis zu vermeiden.

Bis ich vor ein paar Jahren auf die Kiwi gold stieß. Süßer als "das Original", die Haut dünner und weniger stachelig, die Fruchtsäure nicht so aggressiv. Sehr schön. Kiwi gold ist jetzt immer noch eine meiner Lieblingsfrüchte.

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*Hamburgisch für: schlau, pfiffig

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Historischer ÖPNV

Busse und U-Bahnen aus verschiedenen Generationen von innen gesehen. Großen Traum damit erfüllt. Zumindest teilweise, da ich auch mal beim "Verkehrshistorischen Tag" mit den Dingern fahren möchte.

Dieser "Verkehrshistorische Tag" findet jedes Jahr im Oktober statt, von einem privaten Verein gesponsert, der sich ehrenamtlich um die alten Fahrzeuge kümmert und sie liebevoll restauriert.

Besondere Highlights?

  • Der neue DT5
    Die neue U-Bahn, die ab Fahrplanwechsel (spätestens) auf der Ringlinie und der neuen U4 fahren soll. Optisch schön? Nicht wirklich. Sehr im Retro-Stil gehalten, erinnert an die alten U-Bahnen (Metall mit roten Türen und rotem Kopf), ist aber irgendwie gleichzeitig arg modern geworden. Positiv daran: Endlich gibt es auch hier die Möglichkeit, durchzulaufen (zumindest innerhalb eines Drei-Wagen-Elementes) und nicht nur Wagen an Wagen gekoppelt.
  • Der Hanseat
    Ein Party-Zug mit Bar, den man sogar mieten kann. Viel Werbung davon gesehen, jetzt endlich drin gewesen. Wenn ich mal jemals meine erste Million zusammen habe, würde ich sogar mal eine Party in der Bahn schmeißen.
  • Der älteste Wagen von 1912
    Gigantisch. Wie auch die nächsten Wagen noch mit Holzverkleidung. Hier die Besonderheit: Es gibt die Mehrklassengesellschaft. Zweite und dritte Klasse. Dritte mit Holzbänken, zweite gepolstert. Eine erste Klasse gibt es nicht. Oder zumindest nur im Geiste. Warum? Die erste Klasse war damals dem Kaiser vorbehalten, sollte der je nach Hamburg kommen und mit der Hochbahn fahren wollen.
  • Der älteste Bus
    Extrem hohe Stufen beim Einstieg, Falttüren. Holzplanken auf dem Boden. Sehr hoch geriffelt. (Die alten Rolltreppen in den Londoner U-Bahnhöfen kommen mir als Vergleich hoch.) Und Sitze! Gepolstert! Dicke Polsterung. Weich. Man fällt tief. Vor allem, wenn man viel wiegt. Bequem. Gefedert. Eignet sich gut zum Wippen.
  • Die weiß-rosa Schnellbusse
    Juchhuh! Die kenne ich noch aus meiner Kindheit! Die Schnellbusse waren nämlich farblich eindeutig gekennzeichnet, auch wenn man keine Klassenbezeichnung dran hatte, hat man doch an den Farben das besondere gesehen. Gardinen! Im Linienbus! Auch daran konnte man sehen, dass ein Erster-Klasse-Zuschlag fällig war.
  • Der erste kastenförmige Bus
    Der kam Mitte der 1980er auf. Ich erinnere mich noch genau, wie grausam der auf mich wirkte, nachdem die anderen Busse abgerundet waren und irgendwie weicher wirkten. Von den Proportionen her haben wir diese Busse damals "Toastbrot" genannt, weil sie genauso lang und eckig waren. Und tatsächlich ist dieser Bus noch bis vor ein paar Jahren gefahren, bis er ausgemustert wurde. Hmmm... damit gehört auch das schon der Vergangenheit an.
  • Der neue HybridBus
    Ganz entgegengesetzt zu den üblichen weiß/rot gehaltenen Bussen ist dieser grün. Sogar die Sitze haben grüne Polster. Hellgrün. Sehr suspekt, aber etwas, das auf jeden Fall auf die eine oder andere Art sehr wohl ein Highlight des Tages war.
Mehr zu den Bussen und dem ÖPNV ein anderes mal.

3. Oktober 2012

Der dritte Oktober. Tag der Deutschen Einheit. Nationalfeiertag. Zumindest seit 1990. Davor, und für mich eigentlich bis  heute, der Tag, an dem im Jahr 1933 meine Großmutter ihr Elternhaus verließ und als Hausmädchen an der Adresse anfing, wo sie bis zu guter letzt lebte. Bis sie 100% pflegebedürftig war und in ein Heim musste.

Ein Datum, das bei uns immer damit verbunden sein wird.

Oma, danke für alles.

Die eine oder andere Anekdote zu diesem Tag wird folgen.

Dieser Blog wird ein lustiger Mischmasch aus Kindheits- und Jugenderinnerungen sein. Als kleine Erinnerung an das, was mal war, um zu sehen, wie schnell sich die Zeit in den Jahren gewandelt hat.

Was war toll? Was war schrecklich? Was gab es an technischen Errungenschaften? Welche davon gibt es womöglich gar nicht mehr?

"Bist du aber groß geworden!" - der beliebteste Satz irgendwelcher Erwachsener zu einem Kind, das sie lange nicht mehr gesehen hatten.
"Bist du aber groß geworden!" - der meist gehasste Satz des so angesprochenen Kindes, denn natürlich ist man im letzten halben Jahr oder Jahr, seit man die ominösen Onkels und Tanten das letzte Mal gesehen hat, gewachsen. Sehr zum Leidwesen der Eltern, die schon wieder neue Kleidung kaufen mussten.
"Bist du aber groß geworden!" - ein hoffentlich passender Name für ein Blog, in dem es um Rückblicke und Erinnerungen gehen soll.

Warum aber plötzlich dieser Blog?

An einem derart historischen Tag war es nur passend, dass die Verkehrsbetriebe historische Fahrzeuge ausgestellt hatten, die man besichtigen konnte. Bei einem der Busse, die Mitte der 1980er in Betrieb genommen wurden, bin ich mit einer älteren Dame ins Gespräch gekommen, die davon erzählte, dass sie ihre Erinnerungen für die nachfolgenden Generationen aufschreibt. Als Textdatei.
Warum also nicht auch ich?
Aber definitiv nicht als Textdatei. Die Idee eines Blogs hatte ich schon länger, nun also heute aufgrund des Erlebens vor Ort ein Start in mein neues Blogger-Leben. Ich bin gespannt, wie lange ich durchhalte.

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ETA: Korrektur einiger Rechtschreib- und Grammatikfehler, die mir ursprünglich nicht aufgefallen sind.