Donnerstag, 18. Oktober 2012

Tippen wie die Weltmeister

Jaaaaa... Unsere Schule bot einen Schreibmaschinenkurs an, als ich 12 war. Meine Mutter hat mich hingeschickt.

Sicher, es hat mir einiges gebracht (vor allem kann ich heute kaum begreifen, wie man nicht einfach blind tippen kann, gerade wenn man viele Jahre seines Berufslebens im Büro verbracht hat), und der Beginn war spannend. Bevor wir nämlich anfingen zu tippen, mussten wir auswändig lernen, welcher Buchstaben auf welcher Taste mit welchem Finger zu bedienen ist.

Dafür bekamen wir ein Lehrbuch, in dem pro Zeile ein Buchstabe stand, die Positionen, die man gerade lernen sollte, in den nächsten Spalen, und man musste dann in der richtigen Spalte sein Kreuzchen setzen. Das wurde so lange abgefragt, bis man es (zumindest halbwegs) im Schlaf konnte.

Schlimm wurde es erst, als die Sonderzeichen kamen. Warum? Meine Eltern hatten eine alte mechanische Maschine mit einer veralteten DIN-Normung zu Hause, auf der ich regelmäßig meine Hausaufgaben tippen musste, in der Schule hatten wir aber moderne elektrische Geräte mit der neuen Normung. Einige der alten Zeichen kann ich heute noch im Schlaf und muss am PC überlegen.... Die Macht der Gewohnheit halt.

Schlimm wurde es, als es zum Schnellschreiben ging. Daran bin ich kläglich gescheitert, und meine Maschine zu Hause hat nicht wirklich dabei geholfen. Die Buchstabenreihen waren so weit auseinander, dass meine kleinen, zarten Finger (ja, das waren sie wirklich mal!) immer wieder zwischen die Tasten gerutscht sind. Meine kleinen Finger konnten die entsprechenden Buchstaben auch kaum treffen. Das heißt: Treffen konnten sie sie schon, aber die Kraft, die ich benötigte, um einen Buchstaben auf der richtigen Höhe auf dem Blatt zu platzieren, fehlte.

Ja, und wie habe ich anfgangen, nicht mehr im Adler-such- und Geier-Sturzflug-System auf unserer Hammer-Maschine herumzuhacken? Mit Musik. Kurioserweise, obwohl das Lied eigentlich gar nicht wirklich schnell ist, hat "One Night in Bangkok" meine Tippgeschwindigkeit anfangs enorm gesteigert. Ich kann bis heute dieses Lied nicht mehr hören, ohne mir ein Grinsen zu gönnen und an jene verzweifelten Momente zu denken, wo mich dieser Schreibmaschinenkurs an den Rand des Wahnsinns getrieben hat.
Meine Eltern vermutlich auch, weil die Maschine zu allem Überfluss auch noch extrem laut war!

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